Der 10. Tag
20.09.2005
00:30 Uhr
Urin 180 ml, hell und klar, geruchslos
01:30 Uhr 230 ml
03:20 Uhr 220 ml
05:55 Uhr 185 ml
06:00 Uhr
Nachtruhe zu Ende.
06:14 Uhr
Blutdruck 109/82, Puls 85
06:16 Uhr
Gewicht 70,9 kg
In der Nacht hatte ich zunächst einen sehr schlechten Traum. Ich
war im Bett und erwachte unter anderen Körpern liegend, die mich
fast erdrückten. Und oben auf legte sich noch ein Kind und ließ
seine Hand nach unten baumeln, vor mein Gesicht. Ich geriet in Panik
und begann nach dieser Hand und denen, die auf mir lagen, zu Beißen.
So konnte ich mich befreien. Dann irrte ich alt, halbblind und geistig
verwirrt durch eine armselige Gegend und war sicher, von überall
her angegriffen und ausgeraubt zu werden. Der ganze Traum war erfüllt
von Neben und Düsterheit. Ein Albtraum. Ich denke, er hat mit der
Belastung zu tun, die jede Familie mit sich bringt. Angst, von dieser
Belastung erdrückt zu werden.
Später hatte ich einen wunderbar hellen, klaren Traum. Es fand
ein großes, jährliches Fest an einem Hofe statt, zu dem die
adelige Verwandtschaft und viele Günstlinge von weither angereist
kamen. Der Kleidung nach war es zur Zeit des Rokoko. Ich war ein junger
Galan, ein Edelmann vielleicht, geschickt in Tanz, Spiel und Wortgefechten
und allen gesellschaftlichen Gepflogenheiten, mit viel Erfolg bei den
Damen.
Zur damaligen Zeit liefen diese Dinge wohl etwas anders. Man sah sich
vielleicht ein Jahr nicht und informierte sich dennoch mit großem
Interesse darüber, wer mit wem und was geschah. Solcher Tratsch
war wohl eines der wichtigsten Dinge, jedenfalls für diese parasitäre
Gesellschaftsschicht. Sich zu kennen, voneinander zu wissen und sich
vielleicht mal ein paar romantische Briefe geschrieben zu haben, von
denen man nie wusste, ob sie ankommen, das war bei den großen
Distanzen mit tagelangen Anreisen per Pferd und Kutsche schon fast eine
Verbindung auf Seelenebene. Auch wenn nur getanzt, kokettiert und alte
Romanzen und Erinnerungen wieder aufgefrischt wurden, man war glücklich,
wieder beisammen zu sein. Das Fest ging über mehrere Tage und jeder
wusste, dass es nur noch kurze Zeit dauerte und wer weiß,
ob man sich wiedersehen würde. Als es dann zu Ende war, reiste
einer nach dem anderen ab und große Wehmut breitete sich aus.
Überall weinten die Damen beim Abschied und die Herren trösteten
damit, dass man sich nächstes Jahr wiedersehen werde. Und
jeder wusste, dass dies in Anbetracht der vielen Unwägbarkeiten
dieser Zeit gar nicht sicher war, sah man doch jedes Jahr, das der eine
oder andere fehlte und neue Gesichter kamen. Ich wurde in einem offenen
Zweisitzer fortgefahren, winkte genau im rechten Moment und mit vollendeter
Sicherheit ein Letztes mal den Damen zu, und eine mit wollüstigen
Lippen warf mir noch eine Kusshand zurück. Ich habe selten
so ein schmerzliches Gefühl von Abschied empfunden. Nun sinne ich
darüber nach. Solch ein sicherer, selbstbewusster, junger
Galan bin ich nie gewesen, im Gegenteil, es ist alles das, was ich nie
beherrschte, und das mit großen Bedauern. Woher habe ich diese
eindrucksvollen Bilder? Das einzige, was mir dazu einfällt: Das
Leben ist vielleicht eine "Veranstaltung", zu der man sich
trifft und Beziehungen knüpft, um dann wieder auseinanderzugehen.
Und in einem nächsten Leben trifft man sich wieder.
Es kann auch genau umgekehrt sein, dass dieses Fest auf anderer
Ebene des Seins stattfindet , dass man sich dort "wiederbegegnet"
und Absprachen trifft. Und danach kehrt jeder in sein eigenes Leben
zurück.
08:30 Uhr
Urin 185 ml, hell und klar, geruchslos
09:55 Uhr 235 ml
11:30 Uhr 230 ml
12:30 Uhr 265 ml
12:35 Uhr
Blutdruck 120/78, Puls 87
13:15 Uhr
2 km spazieren gegangen. Mein Gang ist etwas wackelig, das konnte ich
im Haus bisher gar nicht feststellen.
13:50 Uhr
Urin 240 ml
14:07 Uhr
Blutdruck 106/80, Puls 88
Geschlafen bis 14.30 Uhr. Nach der Ruhe waren Herzrhythmusstörungen
und zeitweise auch eine leichte Arrhythmie zu spüren. Hat aber
nicht lange angehalten. Es ist für Belastungen solcher Art wohl
doch noch zu früh. Wieder hat mich mein Körpergefühl
getäuscht. Ich bilde mir ein, mich besser zu fühlen, als es
mir geht. Nun weiß es aus eigener Erfahrung, dass in den
Anleitungen nicht umsonst von solchen langen Spaziergängen abgeraten
wird.
Ich habe in Jasmuheens Buch "Lichtnahrung" gelesen. Vieles
ist mir seit dem ersten Lesen vor dem Prozess nicht mehr in Erinnerung
gewesen.
Man soll den Lichtnahrungsprozess nicht aus gesundheitlichen oder
Gewichtsgründen machen. Dies sind Nebeneffekte, die nicht das Hauptziel
sein dürfen. Das Hauptziel soll der Wunsch nach engerer Verbindung
mit dem höheren Selbst sein. Das kann ich für mich bestätigen.
Die anderen Aspekte treffen aber auch zu. Es heißt auch, es soll
keine Flucht vor der Welt oder vor den Dingen sein, die nicht funktionieren.
Diese Dinge sind nachher auch noch da.
Manches aus der Anleitung habe ich nicht beachtet oder sogar gänzlich
anders gemacht. Eigentlich habe ich mich miserabel vorbereitet, oder
sogar gar nicht. Außer, meinen Schlafraum neu einzurichten und
die Vorräte an Orangensaft einzukaufen. Das ist aber nicht der
Punkt, "gegen eine Auflage verstoßen zu haben", sondern
es ist die nun richtig transparent werdende Aktivität meines Egos.
Das Ego giert förmlich nach Betätigung, nur auf Kosten des
Körpers. Der Grund ist erkennbar: Es will die Erfolge. Das Ego
füttert seinen Ehrgeiz, seine Geltungssucht und vor allem sein
Machtbedürfnis mit Erfolgen, davon lebt es. Das kostet mich den
weitaus größten Teil meiner Zeit und meiner Kraft.
Das Ego überfällt mich mit Aktivitäten und im Nu stecke
ich mitten drin. Irgendwas ist immer noch nicht erledigt. Und genau
dort setzt das Ego an. Es sind nicht immer große Dinge, es animiert
mich nur fortwährend, die kleinen Dinge "zwischendurch"
noch zu erledigen.
Ein Beispiel dafür: Ich will die Decke des Kellers streichen, in
dem ich bis vor Beginn des Prozesse gearbeitet habe. damit das auch
noch fertig wird. Das ist schon ein Wunsch des Egos, und wenn es fertig
wird, ein Erfolg, der es oder seinen Ehrgeiz oder Perfektionismus bestätigt.
Ich beginne also mit den Arbeiten und dabei fällt mir die "neue"
Deckenlampe ein, die dort auch noch angebracht werden soll. (Das allerdings
schon seit etlichen Jahren. Solange liegt sie nämlich schon bereit.)
Jetzt wird das Streichen unterbrochen und die Deckenlampe angebracht,
dann ist das auch erledigt. Wunderbar, perfekt! Aber das Kabel ist für
die neue Lampe zu kurz, also erst herumgesucht, dann ins Auto gesetzt
und ein Stück neues besorgt.
Gut, irgendwann ist auch das fertig, aber es hat die doppelte Zeit gebraucht.
So, auf diese Weise zieht sich das alles enorm in die Länge und
alles Geplante wird durch hinzugefügtes Nichtgeplantes zum Stress.
Das ist das Fatale: In den Ablauf immer noch andere Aufgaben mit einzufügen.
Damit wird die Kette immer länger und der Stress immer größer.
Genau die Situation, die das Ego braucht. Im Stress hat es die
meiste Kraft für sich angezapft. Dort regiert es und kommandiert
und kämpft.
Ein wichtiger Aspekt, der mir dazu einfällt und wichtig scheint,
weil er so deutlich verbildlichend ist: Mein Ego drängt sich mit
seinen vielen, meist kleinen Zusatzaktivitäten in meine Pläne,
so wie Leute, die sich unverschämt und permanent an der Ladenkasse
vordrängen, weil sie nur Kleinigkeiten haben.
Ich habe Essgelüste. Auf alles, was irgendwie mal gern gegessen
wurde. Ich leide enorm darunter. Aber bin ich es oder ist es mehr mein
Ego? Darüber bin ich mir noch nicht klar. Der Sexualtrieb ist derzeit
völlig erloschen, dafür habe ich nun einen "Trieb zum
Essen", dem ich selbstverständlich nicht nachgeben werde.
In der jetzigen Situation, am 10. Tag, denke ich, dass ich eine
eigene, ganz individuelle Aufgabe bei dieser Seelenreise habe: Mit dem
Ego fertig zu werden, es zu besiegen und zu beherrschen.
15:40 Uhr
Urin 260 ml
18:25 Uhr 250 ml
19:20 Uhr 250 ml
20:20 Uhr 270 ml
20:44 Uhr
Gewicht 71,9 kg
20:47 Uhr
Blutdruck 112/87, Puls 74
22:00 Uhr
Urin 350 ml
22:15 Uhr
Blutdruck 106/83, Puls 83
Gewicht 72,1 kg
22:40 Uhr
Urin 200 ml
Schlafen gelegt
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Gewicht morgens (nach der Toilette): 70,9 kg
Stuhlgang morgens: nein
Urin normal
Tagesmenge Trinken gesamt: 5,0 Liter Orangensaft auf 25% verdünnt
(Orangensaft 50% Fruchtgehalt: 1 Teil Saft auf 1 Teil Wasser
oder
Orangensaft 100% Fruchtgehalt: 1 Teil Saft auf 3 Teile Wasser )
Stuhlgang im Laufe des Tages: nein
Urin normal
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